Kalkbrennen
Keiner von uns hat je einen Kalkbrand unternommen, obwohl wir bei unseren Bauarbeiten immer wieder mit dem Material Kalk in seiner unterschiedlichsten Form zu tun haben. Wir hatten uns schlau gemacht, Verbündete gesucht und einen entsprechenden Brandort gefunden und versuchen jetzt unser Glück.
Liesberger Kalkstein
Fünf verschieden Steinqualitäten sind im Steinbruch in verschiedenen Schichten vorhanden:
1. Kreidig
2. «Sternli» Stein
3. Erster Meter
4. Bildhauerbank
5. Baubank
Der Kreidige ist wie die Bezeichnung sagt kreidig und etwas weich. Der «Sternli» Stein ist etwas härter. Diese beiden Qualitäten sind in den oberen Steinschichten anzutreffen und müssen vorgägig abgeräumt werden. Dieses Material wird im Weg- und Gartenbereich verwendet.
Der Erste Meter kann im Verbauungsbereich verwendet werden. Ist aber noch etwas verrissen und stark mit Lehmadern versehen.
Die beiden nächsten Qualitäten sind wertvoller, da sie frostfest sind und in grösseren Blöcken vor kommen. Dieses Material wird für Brunnenanlagen, Grabmälern und Skulpturnen aber auch im Baubereich für Fenster-, Türgewänder wie auch für Bodenplatten eingesetzt.
Ofenarten
Grundsätzlich sind für uns zwei Arten von Öfen möglich:
1. Der Kalkofen wie er im Freilichtmuseum Ballenberg errichtet wurde. Sie haben einen sogenannten Feldofen gebaut der mit einem aus granitischem, kristallinen Gestein errichteten Mauerwerk ummantelt ist. Diese Ofentypen sind dauerhaft.
2. Der Einwegofen ist ein Ofen der jeweils neu errichtet werden muss. Grob kann man von zwei Varianten ausgehen:
a. Einer mit einem Schutzmantelmauer aus Stein, welcher mit dem Brandgut durch eine Trennschicht gekennzeichnet wird, zum Beispiel mit Stroh und Lehm.
b. Die andere Weise, ist ähnlich wie beim Köhlern , die Technik mit dem Meiler. Hier wird das Brandgut zu einem Ofengewölbehergerichtet und so der ganze Meiler von innen gebaut. Dieses Brandgut wird mit einer Stroh- und Lehmschicht und darüber mit isolierendem Erdreich zugedeckt. Mit Vorteil kann dieser Meiler in eine
Böschung eingebaut werden.
Wir haben uns für die Variante Meiler entschieden.
Probebrand
Unser Probebrand hat Vater Heinzelmann in seinem Keramikofen durchgeführt. Gut drei Tage setzte er die Steinproben einer Temperatur von 80° aus bevor er den Ofen ganz schloss und die Temperatur innert zwei Tage langsam auf 950° erhöhte.
Die fünf Steinproben wurden zum Vergleich mit einem Stück Alpenkalk und einem Kalkstein aus Häfelfingen ergänzt.
Es zeigte sich das die Steine nach dem Brand knapp 1/4 leichter wogen. Kleinste Gesteinsproben haben wir mal einsumpfen lassen. Geringe Unterschiede zeigten sich.
Später werden wir die Proben in der Anwendung testen.
Gewichtverluste und Färbung nach dem Brand:
Kreidig: Liesberg = – 19.8 % / weiss
Sternli: Liesberg = – 31.5 % / weiss
1. Meter: Liesberg = – 23.4 % / weiss
Bidhauerbank: Liesberg = – 25.8 % / weiss
Baubank: Liesberg = – 23.8 % / weiss
Alpenkalk: Ballenberg = – 21.0 % / weiss
Hauptrogen: Häfelfingen = – 25.9 / hellbeige
Brandplatz einrichten
Danke an die Zimmerleute.
Kontakt zu ihnen:
Bau des Meilers
Die zu brennenden Steine werden im Steinbruch gesammelt und zum Meiler errichtet. Auch im oberen Bereich wurde die keilförmige Schichtung angewendet.
Im hinteren Bereich des Meilers sind Hölzer eingebaut. Beim Einfeuern verbrennen diese und bilden Kamindurchgänge. Sie sollen die Hitze besser verteilen.
Nach dem Brand werden wir feststellen können, ob dies notwendig war und ob es allenfalls mehr davon gebraucht hätte.
Ein dumpfer Ton – ein Stück des Gneis-Sturzes, an dem die Flamme empor streicht, platzt ab. Die Spannung steigt erneut.
Nach gut einer Stunde ist klar – das Tonnengewölbe hält.
Interessant war auch die Rauchfärbung. Für kurze Zeit war der Rauch eher dunkel, bräunlich und wie im Stall riechend. Vermutlich durch das abbrennende Stroh verursacht.
Der Brand funktioniert.
Die wichtige Information, dass in den ersten 30 Stunden noch keine grosse Hitze erzeugt werden darf, erhielten wir gerade noch rechtzeitig. Es ist erforderlich, dass das Gestein langsam die Feuchtigkeit von sich gibt. Ansonsten könnte es die Steine, ähnlich wie beim Frost, sprengen und somit das Gewölbe zum Einstürzen bringen.
Nach der ersten turbulenten Gewitternacht, bei der sich die Dächer bestens bewährten, zeigten sich beim Meiler die ersten Schwachstellen.
In der zweiten Nacht konnten man bereits das Glühen der oberen Steine beobachten.
In der Hälfte der vorgesehenen Brandzeit wird eine Probe entnommen.
Wir können feststellen, dass der Gewichtsverlust der obersten Steine noch zu gering ist.
Bisher sind etwas mehr als 5 Ster Holz verbrannt worden.
Einen herzlichen Dank an die Burgerkorporationen Liesberg und Dittingen sowie Christian Thomann, welche Holz zum Feuern beigesteuert haben!
Meiler ernten
Enttäuscht nehmen wir zu Kenntnis dass wir das Ziel nicht erreicht haben. Die Steine zeigen nicht die gewünschte Reaktion im Wasser.
Wir können an den Steinen beobachten wie nur eine feine Kruste genügend erhitzt wurden. Die Steine haben deutlich ihre Farbe verändert. Vom Beige wandeln sie sich in ein helles Grau. Der Kern ist aber immer noch eher glasig hart.
Wir öffnen den Meiler von Vorne. Interessant ist wie sich die Hölzer welche als Schutz der Lehmschicht platziert wurden rückstandlos verbrannt sind. Schön ist auch zu beobachten, wie die Lehmreiche Erdschicht rot gebrannt ist und als Aussengewölbe stabil ist.
Wir lassen den Meiler vorerst in diesem Stadion stehen. Wir werden uns schlauer machen und ergründen welche Faktoren zu verbessern sind.